Selbstwertgefühl stärken und Toleranz entwickeln Martin C. Schröder-Stiftung fördert Wittekindshofer Schulgruppe „Jungen stärken“

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„Klappe und Action!“, sagt Björn Schulte. Hans-Dieter Brüggemann (hinten, von rechts) und sein Vorstandskollege Lothar Kottmeier wohnen auf Einladung von Lehrerin Marita Horst-Marquardt und Schulleiterin Evelyn Tober einem Treffen der Gruppe „Jungen stärken“ bei. Mit Unterstützung der Martin C. Schröder-Stiftung ist es der Schule Wittekindshof möglich, den Spielpädagogen Ralf Brinkhoff (rechts) zu engagieren, der in einem Rollenspiel an Dennis Abos Arm zieht.

Bad Oeynhausen-Volmerdingsen (JP). Der Musikraum der Schule Wittekindshof ist an diesem Dienstagmorgen ein besonders geschützter Ort. Die Gruppe „Jungen stärken“ trifft sich dort mit Lehrerin Marita Horst-Marquardt und dem Löhner Spielpädagogen Ralf Brinkhoff. Eigentlich sind keine Gäste erlaubt, doch die Jugendlichen machen eine Ausnahme.

Hans-Dieter Brüggemann und Lothar Kottmeier vom Vorstand der Martin C. Schröder-Stiftung dürfen an diesem Tag einem Treffen teilnehmen, um einen Eindruck zu bekommen, was in der Gruppe „Jungen stärken“ geleistet wird. Schulleiterin Evelyn Tober hatte die Vorstandsmitglieder in die Schule Wittekindshof eingeladen, der Förderschule der Diakonischen Stiftung Wittekindshof für den Kreis Minden-Lübbecke mit Förderschwerpunkt geistige sowie die körperliche und motorische Entwicklung. Seit vielen Jahren unterstützt die Martin C. Schröder-Stiftung die Arbeit der Schule Wittekindshof: Freizeiten und Ausflüge, dringend benötigte, aber nicht refinanzierte Reittherapien, mehrere Schulprojekte und nun auch die Gruppe „Jungen stärken“.

Grenzen setzen

Und die Gruppe ist gleich mitten in einer Szene, in der es darum geht, Gefühle und Unmut zu kommunizieren. Spielpädagoge Ralf Brinkhoff zieht an Dennis Abos Arm, will ihn zum Rausgehen ermutigen. Doch der Jugendliche hat kein Interesse. Er benötigt Zeit für sich: „Ich habe heute keine Lust. Ich möchte nicht, dass du mich anfasst. Melde dich später noch einmal“, sagt der junge Mann und macht seine Grenzen deutlich, ohne laut oder gar aggressiv zu werden. „Wir haben viele Schüler mit Doppeldiagnose. Sie haben geistige und psychische Beeinträchtigungen. Diese Jugendlichen sind häufiger in Streitigkeiten verwickelt. Wir wollen ihnen in dieser Gruppe alternative Verhaltensweisen aufzeigen, ihr Selbstwertgefühl stärken und Toleranz beibringen. Dazu haben wir den Spielpädagogen Ralf Brinkhoff engagiert, der schon einige Zeit mit uns arbeitet und viele Jugendliche kennt“, erklärt Evelyn Tober.

Einmal in der Woche trifft sich die Kleingruppe. „Wir bieten einen geschützten Rahmen und pflegen einen wertschätzenden Umgang miteinander. Hier soll sich jeder öffnen können und wissen, dass keine Informationen den Raum verlassen. Wir vertrauen einander“, erklärt Lehrerin Marita Horst-Marquardt, die auch Trainerin für gewaltfreie Kommunikation ist. Ein Schwerpunkt in der Gruppe „Jungen stärken“ sei der Umgang mit Wut. „Was ist Wut? Ist sie immer schlecht? Was tut mir gut, wenn es mir schlecht geht und ich wütend bin? Was bringt mich runter? Das sind grundlegende Fragen, die wir klären. Die jungen Männer sollen lernen, dass sie gut sind wie sie sind. Die anderen Menschen sind es aber auch. Jeder kann anderer Meinung sein, man kann sich aber trotzdem respektvoll begegnen“, erklärt die Lehrerin. Mit Hilfe von Rollenspielen finde der Transfer des Erlernten statt. Dabei wird so realistisch wie möglich gearbeitet: „Wir müssen die Jugendlichen in ihrer Lebenssituation abholen, daher greifen wir Themen auf, die sie aktuell bewegen.“

Hans-Dieter Brüggemann und Lothar Kottmeier wohnen der Sitzung gespannt bei. „Danke, dass ihr uns zuschauen lasst. Wenn ich sehe, was hier mit unserer Unterstützung möglich gemacht werden kann, bin ich stolz, dass wir unseren Beitrag dazu leisten“, sagt Hans-Dieter Brüggemann, der sich in jedem Jahr mit der Überweisung der letzten Spendenrate vor Ort anschaut, wie die Spendengelder eingesetzt werden. „Wir sind jedes Mal wieder überzeugt, dass hier tolle Arbeit geleistet wird“, betont Hans-Dieter Brüggemann, Stiftungsvorsitzender der Martin C. Schröder-Stiftung und ehemaliger Rektor der Schule am Weserbogen.